Aber wie es im menschlichen Leben immer ein Auf und Ab gibt, so war es auch hier.
Der Mitgliederbestand und mit ihm die Vereinsleitung wechselte anfangs ständig, da es sich vorwiegend um junge, unverheiratete Männer handelte, die durch häufigen Stellenwechsel bald hier, bald dort, ihrer Beschäftigung nachgingen. Unter solchen Umständen war es dann doppelt schwer, besondere Leistungen in gesanglicher Hinsicht zu Wege zu bringen. Wenn man aber die Protokolle verfolgt, so steht man fast vor einem Wunder, mit welcher Begeisterung geprobt und gearbeitet wurde und wie immer und zu allen Zeiten der Chor vor ausverkauftem und überfüllten Hause sein Liedgut zu Gehör bringen konnte.
Man sollte meinen, dass gerade in den Erstjahren des Vereins vor dem Weltkrieg 1914-18 das Publikum von Veranstaltungen aller Art hätte übersättigt sein müssen. Wenn dem nicht so war, sondern gerade die Konzerte dieses Chores immer gut besucht waren, so spricht das dafür, auf welch fruchtbaren Boden das von dem Chor vorgetragene Lied in unserer kleinen Stadt Penzlin fiel. Damals wie heute: derartige Erfolge schmiedeten das Band dieses Chores fester und fester und ließ ihn nicht müde werden, an immer schwierigere Aufgaben heranzugehen.
Fragt man, wer denn diese Sänger sind, so lohnt sich ein Blick in das Mitgliederverzeichnis.
Das besagt, dass die Mitglieder allen Berufsschichten angehören: Arbeiter, Angestellte, Lehrer, Handwerker und Kaufleute. Zurzeit zählt der Chor vierundvierzig aktive Mitglieder, darunter zu seinem Glück verhältnismäßig viele junge Leute.
Während der beiden Weltkriege 1914-18 und 1939-45 ruhte das Singen. Im ersten Weltkrieg jedoch trafen sich des Öfteren die nicht einberufenen Sänger, um Feldpostpakete zu packen und an ihre Sangesbrüder zu versenden. Auch bei dem Chormitglied Fritz Meier wurden solche Liebesgabenpakete gepackt, der dann anschließend die Beteiligten mit einem großen “Fischkarrer” stärkte, dass sie vor Rührung ordentlich mit den Augen kniffen.
Nach dem Ableben August Oldachs im Jahre 1939 übernahm mit 72 Jahren der Musikdirektor Heinrich Borchard das Amt des Chorleiters. Er war ein würdiger Nachfolger seines Vorgängers und legte erst 87-jährig den Taktstock aus der Hand.
1954 trat der damals erst 24-jährige Lehrer Kurt Köhn das Amt des Chorleiters an.
Sein Können stellte er schnell unter Beweis und brachte den Chor mit Improvisation, viel Geschick und musikhandwerklichen Einfällen zu neuer Entfaltung.
Die Geschäftsführung lag in den Händen der Vorstände Falk, Mußfeldt, Albrecht, Ernst Haase, Alfred Haase und Hugo Krull. Ihre Arbeiten wurden getragen von dem Vertrauen der vielen ungenannten treuen Sänger. Sie andererseits gaben ihr Bestes, den Chor über alle schwierigen Zeiten hinweg zusteuern.
Was dieser Männerchor der Öffentlichkeit in dieser Zeit vermittelte, waren Volkslieder, zeitgenössische und klassische Chorwerke, Melodien aus Opern, Operetten und Walzer. In seinem Notenrepertoire findet man die Namen unserer großen Tonmeister: Wagner, Beethoven, Schubert, Weber, Silcher, Mendelssohn-Bartholdy, Abt, Uthmann, Strauß, Lincke u. a.
Besonderer Beliebtheit erfreuten sich immer die öffentlichen Gesangsvorträge in den Anlagen am See, im Krankenhaus, Altersheim und Veteranenclub. Die Bestrebungen des Chores gingen stets dahin, seine Veranstaltungen abwechslungsreich zu gestalten, um seinen Freunden, Anhängern und Gästen Freude, Erbauung und Entspannung zu bereiten. Neben gesanglichen Darbietungen wurden in den früheren Jahren auch Theaterstücke und Singspiele aufgeführt, in denen dann Frauen und Angehörige des Chores als Kleindarsteller wirkten. Nach 1947 sorgte eine kleine, aus den eigenen Reihen gegründete Musikgruppe, für Überraschungen bei den Konzerten.
Über das musikalische Hobby hinaus verband die Chormitglieder stets freundschaftliche Zusammengehörigkeit. Andererseits legen aber auch die Protokolle davon Zeugnis ab, wie in manchen Versammlungen gegensätzliche Meinungen aufeinanderprallten, die Köpfe heiß und heißer wurden und man bald glauben mochte, einige würden dem Singen fernbleiben. Die Liebe aber zum Singen ließ alles vergessen und am nächsten Übungsabend waren wieder alle dabei.
Keiner der Mitwirkenden mag diese Stunden der musischen Arbeit missen. So war es gestern und so ist es auch heute noch. Es geziemt sich wohl an dieser Stelle, den Chorleitern und jedem einzelnen Sänger Dank zu sagen, für ihren Einsatz, für ihre Treue und für ihr unermüdliches Mittun bei der Pflege dieses herrlichen deutschen Volksgutes. Möge es dem Chor beschieden sein, weiterhin sein Lied in die Herzen der Bevölkerung unserer kleinen Heimatstadt Penzlin und über deren Mauern hinaus zu tragen, denn das älteste, echteste und schönste Organ der Musik, das Organ, dem unsere Musik allein ihr Dasein verdankt, ist die menschliche Stimme.
(nach Hugo Krull)
2001 legte unser langjähriger Chorleiter Kurt Köhn mit einem Abschiedskonzert am 3. Oktober im Schloss Hohenzieritz sein Amt nach fast 50 Jahren nieder. Vergessen kann wohl niemand diesen Abend, obwohl wir wussten, dass wir eine Nachfolgerin hatten – zum ersten Mal eine Frau – Gitti Jentsch. Sie führte ihr Amt zu Beginn resolut, legte aber aus privaten Gründen die Chorleitertätigkeit nach einem viertel Jahr nieder.
Jetzt begann wieder eine anstrengende Suche mit Flyern, Plakaten, Aushängen in Schulen, Annoncen und Gesprächen. Kurt Köhn erklärte sich für diese Zeit erneut bereit, den Chor bei seinen wöchentlichen Proben und Auftritten zu begleiten, bis ein neuer Chorleiter gefunden würde. Nach den SOS–Rufen konnten die Sänger endlich am 5. Juni 2002 Christian Bomeier aus Neubrandenburg als ihren neuen Chorleiter begrüßen.
Mit viel Ehrgeiz, Souveränität und Fleiß führte er den Chor weiter zu neuen Erfolgen. Das Gespür für die richtige Liedwahl, die eigene Bearbeitung besonderer Kompositionen und die Erkenntnis, das Artikulation und der Umgang mit der deutschen Sprache Meilensteine für erfolgreiches Singen sind, qualifiziert jeden Singabend zu einem spannenden Dialog zwischen Chorleiter und Sängern. Daran haben alle ihre Freude. Der eingeschlagene Weg zu neuen Vortragsqualitäten lässt den Chorleiter sowie den Chor optimistisch in die Zukunft blicken. Die Tatsache, uns „nur“ am Klavier begleiten zu können, stimmte Ihn unzufrieden. Und so erlernte Christian Bomeier autodidaktisch das Akkordeonspiel und begleitet uns nunmehr, oft auch zusammen mit Dirk Maaß, mit diesem Instrument und zur Freude aller.
Am 30. Juni 2013 legte Christian Bomeier den Taktstock aus gesundheitlichen und privaten Gründen nieder. Viel Aufwand und Erfindungsgeist war nötig, um mit Christians Hilfe und dem Engagement des Vorstandes einen neuen Chorleiter zu finden.
Die nachfolgenden Chorleiter:
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Christa Siebeck
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Lars Bünger
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Uwe Roßner
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Alexander Poland
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Lars Bünger (aktuell amtierend)